Zurück zur Musik – mit KI und alten Aufnahmen
1994 habe ich meine Vision, mit Musik Geld zu verdienen, an den Nagel gehängt. Damals standen wir mit unserer Band in der letzten Runde für die deutsche Auswahl zum Eurovision Song Contest – und es sollte einfach nicht sein. Danach spielte ich weiterhin Bass, mal in lockeren, mal in festen Bandkonstellationen.
2011 löste sich meine letzte Band, die Awesome Dudes, auf. Seitdem habe ich keine neuen Bandprojekte mehr gestartet. Stattdessen singe ich als Tenor in einem Berliner Pop- und Jazzchor. Kein Ersatz für eine Band, aber ein schönes Hobby.
Von alten Aufnahmen und neuen Tools
Im Zuge meiner Beschäftigung mit den immer neuen KI-Tools kam mir eine Idee: Ein Wochenende investieren, um herauszufinden, wie weit man heute mit KI in der Musikproduktion kommt.
Ich kramte alte Proberaumaufnahmen der Awesome Dudes heraus und fand zehn Songs, die qualitativ gut genug für ein Experiment waren. Wer sich für Alternative Rock begeistern kann, wird sie zeitlos finden. Die ehemaligen Bandkollegen hatten keine Einwände – das Experiment konnte starten.
Ziel: Die Songs auf Streamingplattformen bringen.
Nebenziel: Warum nur ein Album? Es könnten auch mehrere werden.
Der Weg auf die Streamingplattformen
Direkten Zugang zu Plattformen wie Spotify haben meist nur Distributoren. Nach einigen Vergleichen entschied ich mich für Distrokid, einen Anbieter, den Spotify selbst auf einer offiziellen Liste empfiehlt.
Beim ersten Testlauf merkte Distrokid jedoch an, dass die Aufnahmen noch gemastert werden sollten. Ich informierte mich über das Thema Mastering – und stellte schnell fest, dass ich die Lernkurve nicht an einem Wochenende schaffen würde.
Zum Glück gibt es auch hier KI-Unterstützung: Mit dem integrierten Tool Mixea konnte ich alle zehn Songs innerhalb von 30 Minuten mastern lassen.
Upload mit Tücken – und viel Bürokratie
Dann ging es an den Upload. Und ja, es gibt viele Formularfelder: Songtitel, Mitwirkende, Urheber:innen, Labelname, Coverbild – und ein Albumtitel musste auch her.
Ich lernte, dass Coversongs etwas komplizierter sind. Zwar kann man das Problem bei Distrokid durch eine Extra-Gebühr lösen, aber ich entschied mich stattdessen für reine Eigenkompositionen.
Drei Stunden später war alles ausgefüllt. Ich hatte ISRC- und UPC-Codes für alle Songs – die technische Grundlage für die Veröffentlichung. Da ich den Releasetermin auf sieben Tage später gelegt hatte, blieb noch etwas Zeit … und Nervosität. Ob alles korrekt war, würde sich erst zeigen.
Weitere Alben: KI macht's möglich
Ich nutzte die Zeit, um mein Nebenziel anzugehen: weitere Alben. Mit suno.com hatte ich schon erste Erfahrungen gesammelt. Ich konzipierte zwei neue Projekte – ein Rock-Cover-Album und eines im Stil von Bossa Nova / Jazz.
Zusätzlich zu den acht Songs des ersten Albums fand ich weitere Ideen aus dem alten Proberaummaterial, die sich lohnten. Der kreative Prozess nahm ein paar Stunden in Anspruch, der Veröffentlichungsprozess war dann wie gehabt: Mastern, Cover erstellen, Formulare ausfüllen, abwarten.
Jetzt online – und die Arbeit geht weiter
Inzwischen sind alle Alben veröffentlicht. Ich habe beim Upload keine nennenswerten Fehler gemacht.
Aber jetzt beginnt eine ganz neue Phase: die Artist-Profile beanspruchen, sie auf den Plattformen individualisieren. Das kostet Zeit. Ich setze mir keine Deadlines, sondern mache das nach und nach. Ein Beispiel: Warum Apple Music den Bandnamen Awesome Dudes klein schreibt, weiß ich nicht – und ändern konnte ich es bisher auch nicht. Kommt auf die To-do-Liste.
Analyse & erste Erkenntnisse
Spannend wird’s jetzt mit den Plattform-Statistiken. Spotify for Artists zeigt erste Einblicke in Hörgewohnheiten und Zielgruppen. Gleich nach Veröffentlichung habe ich der Band mit meinem Account gefolgt – am nächsten Tag zeigte das Dashboard: ein Follower im Alterssegment 55–64.
Interessant: Ich habe in meinem Spotify-Profil gar kein Geburtsdatum hinterlegt. Offenbar hat Spotify meine Hörgewohnheiten analysiert – und ziemlich genau getroffen.
Unterstütze mich bei der Reise
Wenn du mich auf diesem Weg unterstützen möchtest, folge den Awesome Dudes auf deiner Lieblingsplattform und like ein paar Songs. Kleiner Hinweis: Deine Likes fließen in den Empfehlungsalgorithmus ein – vielleicht bekommst du dann künftig etwas mehr Rock oder Bossa Nova in deinen Stream gespült. Könnte schlimmer sein, oder?