Im Eingangsbereich hatte Friedel die Gäste zu Beginn willkommen geheißen und dann in den Saal geführt. Im Hintergrund lief dort eine Geräuschkulisse (mit Stimmengewirr und entfernten Klavierklängen), die er eigenhändig im Herbst bei der Documenta in Kassel aufgenommen hatte. So hatte man als Teilnehmer tatsächlich den Eindruck, sich mitten in einem lebhaften Publikum zu befinden. Am "Stehpult" hielt er eine Ansprache und erzählte von dem ganzen Prozess. Danach konnte jeder ausschwärmen und sich die Exponate anschauen. Man konnte allein losgehen, aber auch jemand anderem direkt folgen, also zu zweit umherziehen und dabei im Dialog bleiben.
Audiovisuelle Kommunikation
Da die Ausstellung im Grundriss wie ein Irrgarten - mit Kreuzungen und Sackgassen - aufgebaut war, konnte man natürlich nicht einfach schnell durchhuschen, sondern brauchte Zeit, sich seinen Weg zwischen den "Wänden" zu bahnen und die dort "hängenden" Bilderrahmen abzulaufen. Diese waren jeweils mit einem Kunstwerk verknüpft, so dass sich die Dateien an diesen Stellen zum genaueren Betrachten öffneten.
Und es taten sich weitere Locations auf. In einem Abrisshaus waren Installationen zu besichtigen. Im Vorführraum liefen Filme. Unterwegs stieß man außerdem auf witzige Überraschungen - wie fleischfressende Pflanzen, die beim Vorbeigehen nach einem schnappten, oder Elefantenstatuen, die übermütig tröteten, wenn man an sie herantrat. Es existierte sogar eine Toilette, deren Tür hörbar ins Schloss fiel, sobald man sie betrat oder verließ, und in der es - im Unterschied zur Umgebung - völlig ruhig war, eben ein "stilles Örtchen". So gab es ständig und überall Dinge zu entdecken und es wurde nicht langweilig.
Wir saßen bis in die Nacht vorm Bildschirm und Friedel traf alte Bekannte wieder, aber auch jede Menge neuer Leute, die zufällig oder durch Mundpropaganda auf die Website kamen. Ich betreute bei technischen Komplikationen und hatte zwischendurch Gelegenheit, Gespräche und Erläuterungen zu den gezeigten Bildern zu verfolgen. Tatsächlich hatte man am Ende das Gefühl, wie in einer analogen Ausstellung viele echte Kontakte und Begegnungen, auch mit fremden Menschen, gehabt zu haben.
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